Das ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) wurde und wird in der Öffentlichkeit viel und kontrovers diskutiert. Manche behaupten, dass das Problem überhaupt nicht existiert, sondern die Gesellschaft nur verlernt hat mit Kindern und deren Bedürfnissen umzugehen, und die Diagnose - nur von der Pharmaindustrie finanziert-künstlich in die Öffentlichkeit getragen wird.
Andere meinen wieder, dass das Problem überhand nimmt, und die Diagnose immer öfter bei Kindern gestellt werden muss.
Beide Ansätze stimmen meiner Ansicht nach natürlich nicht, obwohl man diese unterschiedlichen Sichtweisen auch ernst nehmen muss.
Mir ist es wichtig bei Kindern mit Verdacht ADHS, neben dem Ausschluss diverser andere Erkrankungen, die Stärken und Probleme genau zu definieren und in ihrer Bedeutung für den Alltag einzuschätzen.
Auch bei Kindern mit deutlichen Hinweisen für das Vorliegen dieses Syndroms steht das Kind im Mittelpunkt und nicht die Symptome.
Gemeinsam müssen wir dann nach geeigneten Hilfsmöglichkeiten suchen.
Nützlicher Link: Verein Adapt http://www.adapt.at/
Vorübergehende Ticstörungen kommen bei bis zu etwa 10 % aller Kinder vor. Es gibt allerdings auch, viel seltener, chronische Tics bis zum Tourette Syndrom. Letzteres stellt ein chronisches Zustandsbild dar, wo es aber immer wieder Phasen der Besserung bzw. fast gänzlichem Sistieren gibt, und solche, wo die Symptome wieder vermehrt und auch verändert auftreten. Dies bedeutet dann auch, dass es unausweichlich ist damit zu leben, und das ist, so ich es beurteilen kann, über weite Strecken auch sehr gut möglich. Neben diversen psychotherapeutischen Maßnahmen kommen auch medikamentöse Therapien in Frage, die über weite Strecken sehr hilfreich sind.
Neuropädiatrische Erkrankungen sind alle Erkrankungen die ausschließlich oder zumindest in einem überwiegenden Ausmaß das Nervensystem betreffen. Es gibt eine Unzahl unterschiedlicher angeborener oder erworbener Erkrankungen. Das Problem für mich als Arzt ist, dass es kaum möglich ist, mich auf alle zu spezialisieren. Ich helfe mir damit, dass ich mich soweit als möglich mit Problemen, wo ich nicht unmittelbar involviert bin, nicht auseinander setze. Da wir z.B. in Mödling keine Neurochirurgie haben, beschäftige ich mich mit Fragestellungen, die neurochirurgische Interventionen notwendig machen, wie zum Beispiel die Epilepsiechirurgie nicht. Das bedeutet, dass ich - so bald als möglich- Kinder, wo ich denke, dass andere ÄrztInnen einen unmittelbareren Zugang oder mehr spezialisiert sind, an die entsprechenden Stellen verweise.
Muskelerkrankungen sind sehr selten, es gibt sehr viele unterschiedliche Arten und sie sind langläufig den Menschen als lebensbedrohlich im Bewusstsein. Das Letzteres nicht immer der Fall ist, zeigt meine eigene Muskelerkrankung. Ich habe eine sehr seltene so genannte „Central core disease“, die erst als ich 17 Jahre alt war, diagnostiziert worden ist. Die Erstbeschreibung erfolgt 1956, 3 Jahre vor meiner Geburt. Und ich lebe ganz gut damit, eine Progression ist bisher nicht aufgetreten, im Gegenteil im ganz geringen Ausmaß habe ich den Eindruck, dass ich heute manche Dinge leichter machen kann als dies früher der Fall war. Die Schwierigkeiten bei der Unzahl unterschiedlicher Muskelerkrankungen ist oft die Diagnosestellung, und das Ziel ist mit möglichst wenigen Untersuchungen möglichst rasch zu einer genauen Diagnose zu kommen. Wenn dann eine gestellt worden ist, ist es wichtig die richtigen Schritte für das weitere Leben zu stellen, denn auch danach geht das Leben weiter und man muss das Beste daraus machen.
Nützlicher Link: Bizeps: http://www.bizeps.or.at/
Etwa 4 % aller Kinder haben Migräne. Es handelt sich hierbei um heftige meist pulsierende u. pochende Schmerzen im Kopf. Die Kinder hören mit der unmittelbaren Tätigkeit auf und legen sich fast immer hin. Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Lärm und Lichtempfindlichkeit. Man geht heute davon aus, dass genetische Faktoren wesentlich für die Entstehung verantwortlich sind. Neben dem Ausschluss anderer Erkrankungen ist für mich wichtig die Diagnose zu stellen und die geeigneten Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Letztere können darin bestehen, dass auslösende Ursachen vermieden werden, eine passende medikamentöse Therapie bei Beginn der Kopfschmerzen gefunden wird, diverse Entspannungstechniken erlernt werden, oder eine medikamentöse Dauertherapie etabliert wird, damit die Kopfschmerzen erst gar nicht auftreten. Es gibt auf jeden Fall eine beträchtliche Anzahl an Möglichkeiten, wo fast immer eine deutliche Besserung erzielt werden kann. Ich empfehle daher unnötige Kopfschmerzen zu verhindern und entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Kopfschmerzen im Kindesalter sind ein häufiges Phänomen, das stark belastet. Weit mehr als die Hälfte aller Kinder hatten in ihrem Leben bereits starke Kopfschmerzen. Grundsätzlich sind Kopfschmerzen immer ernst zu nehmen, egal welche Ursache sie haben, sie stellen einen enormen Leidensdruck dar. Man unterteilt Kopfschmerzen in solche, die durch eine andere Erkrankungen verursacht sind, und in solche, die als Kopfschmerzen an sich auftreten. Beispiele für erstere sind unter anderem jene, die im Rahmen von fieberhaften Infekten, durch direkte Infektionen des Gehirns, durch Tumore etc. auftreten. Klassische Vertreter der Kopfschmerzen an sich sind der Spannungskopfschmerz und die Migräne, die auch im Kindesalter häufig vorkommen. Um eine genauere Zuordnung treffen zu können sind verschieden Faktoren wichtig, wie z.B. Intensität, Art, Dauer und Häufigkeit der Kopfschmerzen, und auch begleitende andere Symptome, wie etwa Fieber, Bewegungsstörungen, psychische Veränderungen der Kinder. Man kann davon ausgehen, dass so gut wie alle Kopfschmerzen rasch und gut behandelbar sind.
Kinder haben nicht selten psychische Probleme. Man sollte sich nicht scheuen, wenn solche vermutet werden, entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mir ist es wichtig die Probleme ernst zu nehmen, eine möglichst genaue Zuordnung zu bestimmten Krankheitsbildern zu machen, und die entsprechenden passenden Therapien einzuleiten. Letztere können sehr unterschiedlich sein, manchmal ist eine veränderte Sichtweise alleine schon hilfreich, ein anderes Mal ein spezifisches therapeutisches Verfahren und auch hin und wieder eine medikamentöse Behandlung, letztlich kann hin und wieder auch ein Krankenhausaufenthalt sinnvoll sein. Die Bandbreite der Behandlungsmöglichkeiten ist auf jeden Fall sehr vielfältig. Diese müssen aber in jedem Fall von den Betroffenen mit getragen werden.
0,5-1% aller Menschen sind von Epilepsie, d.h. von immer wiederkehrenden epileptischen Krampfanfällen betroffen.
Gerade bei Kindern gibt es häufig so genannte benigne Epilepsiesyndrome, die eine ausgesprochen gute Prognose haben.
Das heißt bei diesen Kindern ist die Entwicklung nicht beeinträchtigt und die Anfälle hören fast immer mit der Zeit auf.
Trotzdem gibt es natürlich auch Kinder, wo es schwierig ist die Anfälle unter Kontrolle zu bringen.
Mir gelingt es immer wieder bei Kindern Anfallsfreiheit zu erzielen, wo dies zuvor lange Zeit nicht gelungen ist.
Das ist zum Teil durch langjährige Erfahrung bedingt, zum Teil, zumindest glaube ich, durch andere Faktoren.
Zum einen ist es mir besonders wichtig auf die Bedürfnisse und Erkenntnisse der Kinder und Eltern einzugehen, und die Ängste ernst zu nehmen.
Zum anderen versuche ich möglichst rasch zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen.
Also ein Medikament zu verordnen, langsam bis zur Nebenwirkungsgrenze rauf zu dosieren, und dem Kind weiter beim „Krampfen“ zuzuschauen ist nicht meines.
Das führt dazu, dass ich rascher als sonst üblich, auf unbefriedigende Zustände reagiere und empfehle die Medikation umzustellen.
Vor Jahren hat es einen amerikanischen Film über die ketogene Diät gegeben. Irgendwo darin fielen sinngemäß folgende Sätze: „Die Behandlung von Epilepsien ist der Versuch mit unterschiedlichen Medikamenten Anfallsfreiheit zu erzielen.
"Hierbei handelt es sich letztlich mehr um eine Kunst als eine Wissenschaft.“
Da ist meiner Meinung nach was dran.
Nützlicher Link: Verein EIAK
http://www.eiak-online.at.tt/
Aufgrund meiner angeborenen Behinderung war ich eigentlich Zeit meines Lebens gezwungen mich mit Behinderung auseinander zu setzen.
Für mich ist Behinderung Alltag, und obwohl man natürlich nur uns Behinderten die Behinderung jederzeit -oder zumindest fast jederzeit- ansieht, bin ich davon überzeugt, dass jeder Mensch in der einen oder anderen Form mit seinen ganz spezifischen Behinderungen leben muss.
Ein Vorteil von uns behinderten Menschen ist, dass wir unsere Unzulänglichkeit nicht verstecken müssen bzw. können.
Die Welt ist nicht perfekt und wir sind es erst recht nicht, können aber zumindest dazu stehen.
Behinderte Menschen sind auch behindert, haben aber auch genau so ihre Stärken, wie andere Menschen.
In der Öffentlichkeit wird über weite Strecken der Eindruck erweckt, dass alles machbar sei, was aber natürlich nicht der Fall ist.
Die Genetik kann dazu verwendet werden, gewisse genetische Erkrankungen zu verhindern, trotzdem wird es aber immer genetische Erkrankungen geben, weil man nicht alles untersuchen kann.
Die Vererbung ist letztlich vielfältig, es entstehen so Variationen der menschlichen Vielfalt, die weniger hilfreich, aber auch hilfreich sein können.
Wenn es uns in ferner Zukunft gelänge nur mehr genetisch „gesunde“ Menschen entstehen zu lassen, wären auch die hilfreichen genetischen Variationen nicht mehr möglich, und die Vielfalt würde verschwinden.
Behinderung würde es aber trotzdem geben, weil es immer Menschen geben wird, die z.B. eine Hirnentzündung, einen Unfall oder eine andere Erkrankung durchmachen müssen, die zu einer Behinderung führen kann.
Und letztlich ist es meiner Meinung nach ein wesentliches Merkmal der Menschheit mit Problemen umzugehen, und gemeinsam nach den besten Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Ob das Problem nun Behinderung, Hochwasser, oder sonst etwas bedeutet, ist da nicht wesentlich.
Wir Menschen können besser mit Schwierigkeiten fertig werden als andere Lebewesen auf der Erde, genau das ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal vom Affen.
Eltern von Kindern mit Erkrankungen aus dem autistischen Formenkreis stehen oft vor dem Problem, wie sie zu einer Diagnose kommen.
Aus dem Umfeld sind sie oft mit dem Verdacht konfrontiert, informieren sich dann über die Erkrankung, und gehen dann zu diversen Stellen, wo die Diagnose gestellt werden soll, was aber oft sehr viel Zeit in Anspruch. Dies führt häufig über einen längeren Zeitraum zu einer quälenden Unsicherheit. Daher ist es mir wichtig nach einer genauen Erörterung der speziellen Stärken und Schwächen der Kinder die notwendigen diagnostischen Schritte fest zu legen, um dann Sicherheit zu gewinnen und die Kinder optimal auf ihren weiteren Lebensweg zu begleiten.
Nützlicher Link: Autistenhilfe http://www.autistenhilfe.at/
Essstörungen stellen eine enorme psychische Belastung für die Betroffenen und deren Angehörige dar.
Es ist schwer auszuhalten, wie ein Familienmitglied die Nahrungsaufnahme so verändert, dass es gesundheitsschädlich oder sogar lebensbedrohlich wird.
Ein Verhalten, das offensichtlich wird und nach dem „gesunden Menschenverstand“ ja jederzeit zu ändern sein müsste, löst große Betroffenheit und die Frage nach der Schuld aus.
Ist es der/die Betroffene, sind es die Angehörigen?
Hier zunächst einmal ganz klar: niemand ist schuld und die Frage zu stellen ist zudem nicht hilfreich.
Zunächst einmal ist es wichtig das Problem in seiner Bedeutung und dem Ausmaß der Bedrohung zu definieren, und dann zu schauen, wie man es am besten lösen kann.
Das ist manchmal wenig schwierig, manchmal sehr schwierig.
Wenn man aber die Hoffnung nicht verliert, auch auf Dauer an einer Lösung arbeitet, und bereit ist Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind die Erfolgsaussichten sehr gut.